Link zum Rennbericht Michael Stelzl
Rennbericht zum Race Across Austria Gravel 300 2025
Michael Stelzl URC Mariazell
Am 20. Juni war ich beim RACA Gravel 300 am Start. Ein unsupportet Gravel Rennen, man bekommt also nur die Strecke als GPS Datei und muss diese alleine so schnell wie möglich absolvieren. Das Wetter war perfekt, Sonnenschein und leichter Wind. Die Fahrer der Adventure Gruppe, in der ich startete, wurden ab 09:00 einzeln mit 2 Minuten Abstand ins Rennen geschickt. Für Fahrer der Race Gruppe war der Start um 15:00. Beide Gruppen wurden aber zusammen gewertet.
Start GOGOGO
Um 09:36 war es dann soweit ich bekam meinen GPS Tracker und fuhr los. Die Strecke führte durch Linz, direkt nach Kirchschlag. Der Anstieg war mit ca. 700 Höhenmeter der Längste des Rennens und mit teilweise 20% für ein Gravelbike auch fordernd. Ich hatte aber von Beginn an gute Beine, so dass ich am Ende des Anstiegs schon viele vor mir gestarteten Fahrer überholen konnte. Nach einem kurzen Verfahrer in der Abfahrt konnte ich im nächsten Anstieg auch noch die restlichen Fahrer überholen, nur einer war mehr vor mir. Der Abschnitt vor der Grenze zu Tschechien war sehr schnell und ich musste mich das erste Mal etwas „motivieren“ um weiter Druck zu machen und nicht zu vergessen das es ja ein Rennen ist und nicht eine schöne lange Tour.
Up an down
Beim Grenzübergang riskierte ich einmal einen Blick auf den Dot Watcher, ich kam dem einzigen Fahrer vor mir näher, aber er nur langsam. Ein paar km später kam ich dem Boden näher, dass dafür aber schnell. Ich hatte eine Bodenplatte auf dem sehr groben Tschechischen Gravel übersehen. Das Rad hatte einiges abbekommen, der Inhalt einer meiner Taschen war auf dem Weg verteilt und Knie, Hüfte, Schulter und Unterarm waren aufgeschlagen und bluteten. Nach dem ich die Bremshebel wieder in die richtige Position gebracht hatte und nach einem kurzen Check, ob alles funktioniert und nichts weghängt was fest sein sollte, fuhr ich weiter zu meinem ersten Verpflegungspunkt bei ca km 83, eine kleine Quelle im Wald. Der lange Gravel Abschnitt in Tschechien blieb fordernd der Schotter war grob und die Anstiege kurz aber knackig. So dass ich froh war den nördlichsten Punkt Österreichs zu erreichen. Ab nun an gings nur mehr nach unten, zumindest wen man es geografisch sieht. Nach 167km und 7,5 Stunden fuhr ich dann in das Basecamp in Litschau und konnte das erste Mal den Fahrer sehen der noch vor mir auf der Strecke war. Ich füllte meine Flaschen wieder auf, kaute auf einem Stück Brot herum und stieg dann wieder auf mein Bike. Wie sich später heraus stellte war kein Solostarter bis dorthin schneller als ich.
Hafltime show
Die nächsten km waren zaaach, ich merkte das die Beine müde wurden und meine Haupt Motivation war es den Fahrer einzuholen, den ich wollte unbedingt als erster Solofahrer das Ziel erreichen. Der Track wurde wieder schneller, nur konnte ich leider wegen meines Sturzes nicht mehr aerodynamisch am Rad sitzen, so war ich fast schon froh wenn es wieder bergauf oder in einen Trail ging. Bei km 240 in Karlsstift war mein 3. und letzter Verpflegungspunkt an einem Brunnen. Da es aber langsam dunkel wurde zog ich die Warnweste an und war dann doch sehr überrascht, als mich auf einmal der Fahrer den ich die letzten km gejagt hatte an mir vorbei fuhr. Es stellte sich nachher heraus das er ein paar km vorher eine Versorgungsmöglichkeit genutzt hatte. Ich brauchte noch ein paar Minuten, um meine Flaschen zu füllen und macht mich dann auf den weg auf die letzten 70km. Da ich von der Streckenbesichtigung genau wusste welche knackigen Anstiege noch auf mich zukommen sollten versuchte ich nicht zu überpacen. Das Wichtigste war regelmäßig zu trinken und nicht auf die Kohlenhydrate zu vergessen.
Full gas In the night
Nach nun über 10 Stunden am Bike war ich doch überrascht von mir, den eigentlich ging es mir noch gut, allerdings merkte ich das vor allem Bergab meine Risikobereitschaft anstieg und nicht mehr so recht zur schlechten Sicht in der Nacht passte. Kurz vor Alberndorf in der Riedmark (KM 290) hatte ich den Fahrer vor mir noch immer nicht eingeholt, das nagte etwas an mir, da aber das ganze Rennen über meinen Tracker nur alle paar km aktualisierte, konnte er auch jederzeit vor mir auftauchen. Dann kam die letzte Gravel Abfahrt und plötzlich vor mir ein ausgewaschener Weg mit einem tiefen Wasserlauf in der Mitte. Ich konnte mich nur mit einer Notbremsung am Rad halten und einen erneuten Sturz gerade so vermeiden. Ein paar Sekunden später meldete mein Kopfhörer – disconnected -. Gut, Akku lehr dachte ich mir, kann ja sein. 2 Minuten später wurde der Weg besser und wollte mir ein Gel schnappen, aber da war nichts mehr, meine Tasche dürfte aufgegangen sein und hat sich komplett entleert. Auch mein Handy war also weg... Kurz habe ich daran gedacht um zu drehen und es zu suchen, aber in der Finsternis machte das keinen Sinn und 15 km vor dem Ziel die Topplatzierung zu verschenken, das wollte ich auch nicht. Also weiter geht’s. Und siehe da, da tauchte doch endlich das lang ersehnte Licht des Fahrers, auf den ich so lange verfolgt hatte. Das puschte mich dann noch so sehr, dass ich auf dem letzten 10 km Abschnitt des Rennens wieder richtig Gas geben konnte und mein Ziel als erster Solofahrer in Linz
anzukommen erreichte.
Facts for the nerds
Insgesamt brauchte ich 14 Stunden und 5 Minuten für die 310 km und 5000hm dabei war ich nur 20 Minuten nicht am Rad. Verbrauchte 9000kcal, trank 9 Liter, nahm 1300g Kohlenhydrate zu mir, machte 52.075 Pedalumdrehungen und schaltete 2769mal. Das Reichte für den 3. Gesamt Rang bzw Rang 2 in meiner AK.